Sonntagsgedanken

Zum Ersten Fastensonntag, 21.02.2021

Bild: Ute Guttkowski

40 Tage Fastenzeit – eine Zeit, um die Balance zu finden

Am Beginn der Österlichen Bußzeit finden sich in den Biblischen Texten zwei, auf den ersten Blick widersprüchlich scheinende und in der zweiten Draufsicht doch miteinander harmonierende, Bilder.

Das erste ist die Sintflut (Gen 9,8–15). Gott hat durch Noahs vertrauensvolles Handeln die Menschen und die Tiere vor den Wasserfluten gerettet. Die Erde, die durch die Zwietracht der Menschen nicht mehr Gottes Gefallen fand, wurde erneuert.

Das zweite Bild ist die Wüste (Mk 1,12-13). Sie ist ein trockener, lebensfeindlicher Ort. In ihr wird Jesus durch den Teufel versucht.

Diese beiden Geschichten haben etwas Gemeinsames. Beide dauern genau 40 Tage und in beiden spielt Wasser eine wichtige Rolle.

Im ersten Fall kommt es im Überfluss vor, sodass es sogar gefährlich wird. In der zweiten Erzählung mangelt es an Wasser, was für dort lebende Menschen und Tiere schmerzhaft spürbar wird. Beides bedroht das Leben und kann es sogar vernichten.

Noah vertraut auf Gott, und die Tiere und Menschen können überleben. Jesus, in seiner festen Verbundenheit mit dem Vater, kann der Teufel nichts anhaben.

Beide Bilder sagen: Nach den schwierigen 40 Tagen kommt etwas hoffnungsvolles Neues.

1. Gott schließt nach dem unfassbaren Unwetter einen Bund mit Noah und allen Lebewesen und setzt als Zeichen seines Bundes und seiner Treue einen Regenbogen in die Wolken.

2. Durch die Wüstenerfahrung gestärkt beginnt Jesus die Frohe Botschaft zu verkünden und sagt den Menschen: „Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“

Wenn ich in meinem Alltag den mit mir geschlossenen Bund Gottes im Regenbogen erkenne und wenn ich durch Jesu Wort mich im Innersten berühren lasse, dann kann ich nicht in meinem Alltagstrott verweilen. Ich muss aufstehen, meine Gewohnheiten in Frage stellen und mir selbst die Chance geben, mein Leben zu verändern – um das richtige Maß, die goldene Mitte und eine gute Balance für mein Leben zu finden. Das kann mich dann zu fruchtbaren Festland, zum frischen Wasser und zur Freude der Auferstehung führen. Die 40 Tage möchten dafür Anstoß sein.

Grzegorz Kruszewski und Beatrice Kiesewetter